Denktraining

'Gehirnjogging'

Seit einer Weile wird sogenanntes 'Gehirnjogging', z.B. nach Prof. Kawashima, propagiert. Durch das wiederholte Lösen bestimmter Aufgaben, so wird es jedenfalls versprochen, soll man die Alterung des Gehirns aufhalten und sogar umkehren können. Diese Übungen, das weiß die moderne Hirnforschung jetzt, hat durchaus positive Wirkungen, doch werden auf diese Weise Fertigkeiten trainiert, das bedeutet, die Verbesserung der Gehirnaktivität und Leistung bezieht sich nur auf die Aufgaben, die man trainiert hat. Eine allgemeine Verbesserung der Leistungsfähigkeit findet nicht statt.

Dauerlaufen

Erstaunlicherweise, so hat man herausgefunden, hilft das echte Jogging, also das Dauerlaufen, im Gegensatz zum 'Gehirnjogging' tatsächlich dabei, die allgemeinen Fähigkeiten des Gehirns zu verbessern. Gleiches gilt für "Walking" und Radfahren. Die Veränderungen konnte man durch bessere Testergebnisse aber auch physiologisch nachweisen. Im Vergleich zu der nicht laufenden Versuchsgruppe zeigten die vorher ebenso untrainierten, bereits ein halbes Jahr nach Aufnahme eines Lauftrainings deutlich mehr aktivierte Hirnbereiche in EEG und Kernspintomographie, siehe Quarks & Co vom 11.01.2011 um 21:00 im WDR Fernsehen.

Musik und Sprachen

Das junge Gehirn ist auch deshalb aktiver und leistungsfähiger, weil junge Leute mehr lernen müssen, während ältere auf ihre Erfahrung zurückgreifen können. Das Abrufen von Erfahrungen knüpft aber keine neuen Verbindungen im Gehirn. Die Fähigkeiten des Gehirns werden dagegen verbessert, wenn man etwas ganz Neues lernt, sei es, ein Instrument zu spielen, oder eine neue Sprache zu lernen.

Spiele und Denken

Eine ganze Reihe von Spielen fördert das Denken und die verschiedenen Spiele fördern auch unterschiedliche Formen des Denkens. Einige dieser Spiele erfordern einen oder auch mehrere Partner, andere kann man auch allein für sich, beispielsweise am Computer spielen. Darunter sind nicht nur echte Einpersonenspiele, der Computer kann auch die Rolle eines oder mehrerer Partner übernehmen. Spiele sind Abbilder der Wirklichkeit, vor allem dann, wenn sie auch Zufallselemente, wie Würfeln oder verdeckte Karten enthalten. Wie das richtige Leben sind solche Spiele nur eingeschränkt planbar.

Grundlagen (neurophysiologische)

Bis vor kurzem nahmen Neurobiologen an, dass alle Nervenzellen bereits vor der Geburt vorhanden seien und keine neuen mehr gebildet würden. Im Gegenteil, die vorhandenen stürben ab, falls sie nicht benutzt würden. Lernen sei verbunden mit dem Verknüpfen einiger bis vieler Nervenzellen über ihre Ausläufer (Dendriten und Axone). Lernen und Gedächtnis seien eine Folge zunehmender interzellulärer Verbindungen.

Jüngste Forschungsergebnisse aus Tierversuchen zeigen, dass Nervenzellen täglich zu tausenden neu gebildet werden, dass diese neuen Nervenzellen aber innerhalb einiger Tage zugrunde gehen, falls sie nicht benutzt werden, d.h. wenn die Tiere in stumpfsinniger reizarmer Umgebung gehalten werden. Die Zellen bleiben jedoch großenteils erhalten und bilden Verbindungen aus, wenn die Tiere vor Probleme gestellt werden, die Aufmerksamkeit und Gedächtnis erfordern. Und es bleiben um so mehr Zellen erhalten, je komplexer die Probleme sind, mit denen die Tiere konfrontiert werden.

Jeder weiß, dass man körperliche Fähigkeiten trainieren muss um leistungsfähig zu bleiben. Es sollte also nicht überraschen dass auch für unser Gehirn gilt: 'USE IT OR LOSE IT'.

Das Denktraining übt, Ansätze und Lösungen für Probleme in Schule, Beruf und Alltag zu finden. Es hält den Verstand fit auch im Alter und unterstützt das lebenslange Lernen. Denken muss nicht anstrengend, trocken und abstrakt sein. Man kann es spielerisch lernen und viel Spaß dabei haben. Welche Formen des Denkens es gibt und wie diese gefördert werden können, ist in den folgenden Abschnitten zu lesen.

Denkformen

Deduktives Denken

Diese Art des Denkens wird beispielsweise in der Krankheitsdiagnose oder in der Kriminalistik gebraucht und zum Lösen der japanischen Zahlenrätsel SUDOKU, für das Spiel MASTERMIND oder für das bekannte Computerspiel MINESWEEPER. Hier kommt es darauf an, durch logisches Folgern die Möglichkeiten immer weiter einzuengen, bis eine Lösung gefunden ist. Wenn das Problem geschlossen ist, also alle wesentlichen Informationen enthält und wenn diese einander nicht widersprechen, dann gibt es immer eine Lösung. Viele mathematische Probleme erfordern diese Form des Denkens.

Induktives Denken

Dieses Denken wird benötigt, um bei Intelligenztests gut abzuschneiden, aber auch für Forscher ist dies wichtig. Es geht darum, aus der Summe von Einzelphänomenen auf Gesetzmäßigkeiten zu schließen. Eigentlich ist uns ein solches Verhalten, ständig nach Regeln zu suchen, angeboren und so tut man es auch großenteils unbewusst. Doch man kann dieses Verhalten noch unterstützen, indem man bewusst nach gemeinsamen Eigenschaften und Beziehungen sucht und Hierarchien aufstellt und so Informationen ordnet. Idealerweise trägt man diese Verbindungen in einen Begriffsplan ein. Das Strukturieren hilft dabei, einen Überblick zu bekommen und Zusammenhänge erst zu erkennen und zu veranschaulichen. Man kann sie sich so auch leichter merken. Wenn mehrere Gedächtnisinhalte miteinander vernetzt sind, hilft dies, sie bei Bedarf zu aktivieren. Man kann an einen Gedanken anknüpfen und von dort zu jedem der nächsten im Netz der Verknüpfungen gelangen.

Strategisches Denken

Dazu gehört das vorausschauende Planen und das Abwägen von Folgen. Dieses Denken wird beispielsweise beim Schachspiel oder beim japanischen Go (chin.: wei-qi, korean.: baduk) gefordert und gefördert. Manchmal sind Probleme nur in bestimmter Reihenfolge überhaupt lösbar. Dieses strategische Denken kann man auch mit Computerspielen, wie FREECELL oder SOKOBAN üben. Wem diese Spiele zu wenig Unterhaltungswert haben, der kann auch mit den animierten Spielen der Serie AGE OF EMPIRES , oder ANNO 1602 und dergleichen mehr das strategische Denken einüben.

Laterales Denken

Oft führt selbst folgerichtiges Denken in eine Sackgasse, weil der Ausgangspunkt des Denkens falsch gewählt wurde. Das laterale Denken geht nicht in die Tiefe, sondern in die Breite. Beim lateralen Denken geht es darum, möglichst viele neue, ungewöhnliche und ausgefallene Sichtweisen und Beschreibungen für Probleme zu finden, die einen anderen Zugang eröffnen, um überhaupt einen Lösungsansatz zu ermöglichen. Erfindungen, die man als 'genial einfach' bezeichnet, sind Früchte des lateralen Denkens. Trainieren kann man diese Form des Denkens besonders gut mit Problemlöseaufgaben. Doch auch Spiele, wie das Figurenspiel TANGRAM,oder das Buchstabenspiel SCRABBLE oder ein Kartenspiel, wie SKAT, das viele verschiedene Spielarten ermöglicht, kann die Kreativität fördern.


Spielformen


Die verschiedenen Spiele enthalten unterschiedliche Elemente der Unsicherheit. Danach lassen sie sich in verschiedene Gruppen einteilen. Nur wenige Spiele sind echte Prototypen einer Gruppe. Die meisten Spiele sind Mischformen mehrerer dieser Gruppen. Die Kartenspiele Skat und Poker, oder das Brettspiel Backgammon beispielsweise, stehen irgendwo in der Mitte. Sie enthalten Glücksspielelemente, aber um auf Dauer zu gewinnen, reicht Gück allein nicht aus. Man erkennt es auch daran, dass es für diese Spiele Meisterschaften gibt.

Kombinatorische Spiele

Zu diesen Spielen gehören Schach, Go, Halma, Mühle, Dame und Reversi. Bei diesen Spielen beruht das Element der Unsicherheit ganz allein auf der Vielzahl an möglichen Zügen.

Strategische Spiele

Ein sehr einfaches Beispiel ist das bekannte Spiel Stein, Schere, Papier. In diesem Spiel gibt es nur wenige mögliche Züge. Die Unsicherheit ensteht dadurch, dass beide Spieler gleichzeitig ihre Wahl treffen müssen und keiner im voraus weiß, wofür der Gegner sich entscheiden wird.

Vor allem strategische Spiele sind Gegenstand der mathematischen Spieltheorie, wobei Nullsummenspiele nur geringe Bedeutung besitzen. Wichtiger sind dabei Spiele vom Typ des Gefangenendilemmas. Spiel und Ernst sind dabei keine Gegensätze. Es geht vielmehr um das Durchspielen, d.h. Simulieren verschiedener Szenarien und die Folgenabschätzung.

Glücksspiele

Der prominenteste Vertreter dieser Spielform ist das Roulette, aber auch Lotterien gehören in diese Kategorie. In diesen Spielen hat der Teilnehmer keinen Einfluss auf den Spielverlauf. Der Ausgang ist allein vom Zufall bestimmt.
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